Bosnien und Herzegowina ist heute ein Land mit einer Fläche von 51.210 km², die Hauptstadt ist Sarajevo und die Amtssprachen sind entsprechend der Bevölkerungsbestandteile Bosnisch, Kroatisch und Serbisch. Die Währung ist die Konvertible Mark (= BAM). 1 Euro entspricht 1,96 Mark.
Die Probleme des Landes zeigen sich in den Geldfragen: Das durchschnittliche Einkommen pro Jahr (Stand 2018) liegt in Bosnien und Herzegowina bei 4.860 Euro. Zum Vergleich: Das durchschnittliche Jahreseinkommen in Deutschland liegt bei 39.873 Euro. Hinzu kommt, dass die Arbeitslosenquote 18,4% beträgt (in Deutschland sind es 3,0%), es also sehr viel Arbeitslosigkeit gibt. Der Index für wahrgenommene Korruption im öffentlichen Sektor liegt bei 38 – das ist selbst im weltweiten Vergleich sehr schlecht und ein Zeichen für die Missstände im Land.
Quelle: https://www.laenderdaten.info/Europa/Bosnien-und-Herzegowina/index.php
Kalesija ist eine kleine Gemeinde im Kanton Tuzla, der zu der Föderation von Bosnien und Herzegowina gehört. Im Vertrag von Dayton wurde Kalesija im Jahr 1995 aufgeteilt: der südliche Teil gehört heute zur Republik Srpska und heißt Osmaci; der restliche Teil bildet das heutige Kalesija. Die Bevölkerung Kalesijas besteht fast ausschließlich aus Bosniaken. Da die Gemeinde heute genau auf der Schnittstelle zwischen der Föderation und der Republik liegt, sind hier die Probleme (identitäre, soziale und wirtschaftliche Probleme) zwischen den verschiedenen Teilen Bosnien und Herzegowinas besonders deutlich spürbar. Srebrenica, ein Ort in der Nähe Kalesijas, war im Bürgerkrieg Schauplatz des Genozids durch die (serbische) Armee der Republik Srpska an der muslimischen Bevölkerung – und ist für die bosniakische Bevölkerung Kalesijas ein Ort des kulturellen Gedächtnisses. Die Spannungen zwischen den Bevölkerungsgruppen und auch die Auswirkungen des Bürgerkrieges waren und sind in Kalesija dementsprechend besonders deutlich und eindrucksvoll spürbar und bewusst. Hinzu kommt, dass Kalesija auf dem Land liegt und damit von keiner vorhergehenden wirtschaftlichen und infrastrukturellen Modernisierung betroffen war, im Gegenteil: während ab 1878 die Städte Bosnien und Herzegowinas wirtschaftlichen Aufschwung erfuhren, wurde die Landbevölkerung immer ärmer, es kam zu Abwanderungen in die Städte und die Analphabetenrate blieb lange Jahre sehr hoch. Dementsprechend ist auch heute die Landbevölkerung Bosnien und Herzegowinas – zu der Kalesijas Bewohner gehören – noch sehr arm.
Bei unseren Hilfstransporten und -besuchen werden wir häufig mit den inneren Konflikten des Landes und auch der schlechten wirtschaftlichen Situation konfrontiert, ebenso mit der Korruption von Regierung und Institutionen, was uns bisweilen zu Umwegen bei unseren Hilfsaktionen zwingt.